Was ist eine Parodontitis?
Die Parodontitis ist eine Entzündung des Zahnhalteapparates (auch Zahnbett oder fachsprachlich Parodontium). Dieser umschließt die Zahnwurzel und gibt dem Zahn einen sicheren Halt im Kiefer. Er besteht im Wesentlichen aus dem Zahnfleisch (Gingiva), der Wurzelhaut (Desmodont) und dem Kieferknochen (Alveolarknochen).
Die in der Wurzelhaut enthaltenen Kollagen-Fasern (elastische Protein-Fasern) verbinden den Zahn „beweglich“ mit seinem Zahnfach. Zähne sitzen also nicht völlig starr, sondern elastisch im Kiefer. Kräfte, die beim Kauen auf den Zahn einwirken, werden dadurch „abgefedert“.
Eine Parodontitis beginnt meist mit einer harmlosen Zahnfleischentzündung. Wenn diese frühzeitig erkannt und behandelt wird, heilt sie oft problemlos aus. Ohne Behandlung können die Bakterien sich jedoch weiter ausbreiten und größere Bereiche des Zahnfleisches und den gesamten Zahnhalteapparat entzünden. Im weiteren Verlauf wird dann in der Regel der Kieferknochen geschädigt und der Zahn verliert seinen Halt. Damit ist er gefährdet, obwohl er selbst völlig gesund ist.
Darüber hinaus gilt es nach heutigem Stand der Wissenschaft als sicher, dass eine Parodontitis Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen oder verschlimmern und sogar Schwangerschaften negativ beeinflussen kann. Daher sollte sie in jedem Fall behandelt werden.
Charakteristisch für eine parodontale Erkrankung ist die Bildung so genannter Zahnfleischtaschen: Gesundes Zahnfleisch umschließt den Zahn und liegt dicht am Zahnhals an; dadurch wird der Zahnhalteapparat vor den zahlreich im Mundraum vorhandenen Bakterien geschützt. Bei einer Parodontitis bildet sich zwischen Zahn und Zahnfleisch ein Spalt, der als Zahnfleischtasche bezeichnet wird. Diese Tasche kann durch die tägliche Zahnpflege nicht erreicht und gereinigt werden. Die Folge: Bakterien finden hier einen optimalen Lebensraum, können sich darin verstärkt vermehren und weitere Teile des Halteapparates schädigen.
Die Parodontitis verursacht anfangs oft keinerlei Schmerzen oder Beschwerden und wird von Betroffenen häufig gar nicht oder spät bemerkt. Deshalb kommt den regelmäßigen zahnärztlichen Kontrolluntersuchungen eine entscheidende Rolle für die Vorsorge und die Behandlung zu.
Laut aktueller Mundgesundheitsstudie (2006) haben in Deutschland paradontale Erkrankungen in der jüngsten Vergangenheit stark zugenommen. Bei den über 40-Jährigen ist sie mittlerweile die häufigste Ursache für Zahnverlust und hat Karies auf den zweiten Rang verdrängt. Bei den 65-74 Jährigen sind etwa 90 % von einer mittelschweren oder schweren Parodontitis betroffen. Junge Menschen sind insgesamt selten an einer chronischen Parodontitis erkrankt, eine akute Parodontitis kann aber auch schon bei dieser Altersgruppe auftreten.
Parodontitis oder Parodontose?
Parodontitis wird manchmal fälschlicherweise oder nach alter Namensgebung als Parodontose bezeichnet. Es handelt sich jedoch um zwei unterschiedliche Problemstellungen. Bei der Parodontose geht das Zahnfleisch ohne eine vorangegangene Entzündung zurück. Dieses ist in erster Linie eine Alterserscheinung und könnte erblich veranlagt sein. Der Grund dafür liegt manchmal auch in einer falschen Zahnputztechnik mit zu starkem Druck der Zahnbürste auf dem Zahnfleisch. Nach der aktuellen Namensgebung verwendet man den Begriff Parodontose überhaupt nicht mehr, sondern spricht von Zahnfleisch-Rezession(en).